Wieviel Kamera benötigt ein Profi-Fotograf?

Mir passiert es immer wieder mal – zweifelnde Blicke. Bin ich nun wirklich ein Profi-Fotograf? Oder doch eher der Hobby-Typ, der sich ein paar Euro nebenbei verdienen will? Für mich eine merkwürdige Situation und gleichzeitig ein Moment, in dem ich an mir zweifle.

Woran merke ich das?

In Gesprächen fallen manchmal solche Sätze wie „Letztens war ein Profi bei uns, der hat ja das Foto von hier gemacht“. Dabei wird wild auf einen Punkt gestikuliert , von dem ich aus garantiert kein Foto machen würde, weil es z.B. schon x-mal gemacht wurde, die falsche Perspektive für mich hat oder schlicht weg von dem Punkt aus langweilig aussieht. Oder ich ernte doch eher zweifelnde, enttäuschte Blicke auf meine vermeintlich kleine Kameraausrüstung. Denn ich besitze ja noch nicht mal ein Blitzgerät. Wie kann ich da ein Profi sein?

Kleine Kamera = Hobby-Fotograf?

Eines kann ich aber mit Sicherheit sagen. Die Größe einer Kamera oder des Objektives (was durchaus bei den ein oder anderen männlichen Fotografen als Phallussymbol dienen mag) ist unter Garantie kein Merkmal für die Professionalität eines Fotografen. Das habe ich bereits in meiner Ausbildung gelernt. Es kommt nicht auf die Kamera an, sondern auf denjenigen, der die Kamera bedient.

In meinen drei Ausbildungsjahren Anfang der 90er gab es regelmäßig einen Polaroid Wettbewerb. Also die schlechteste Kamera, die ein Profi seinerzeit in die Hand nehmen mochte. Doch die Ergebnisse waren großartig! Denn die eingeschränkten, technischen Möglichkeiten hatten den Fotografen dazu gezwungen, anders an ein Motiv heranzugehen. Es ging darum, die Schwächen der Technik zu erkennen und diese als Stärke zu nutzen. Das regte den kreativen Geist an und schulte das Auge ungemein.

Oder schaut man sich die Galerie der Gewinner des iPhone Photography Awards an, merkt man, dass die Kamera nur das Handwerkszeug ist.

Vielleicht bin ich zu nett?!

Ich versuche beim Fotografieren immer nett zu sein. Was bringt es denn, wenn ich grantig bin. Das ist in der Regel kontraproduktiv und würde mir oft den Zugang zum Menschen/Motiv erschweren. Das gelingt mir vielleicht nicht immer, aber zumindest wird mir nachgesagt, ich sei ein netter Kerl 😉 Und ist das, das Problem? Sind Kollegen von mir eher unfreundlich, arrogant, kurz angebunden, was auch immer? Und werden sie deshalb mehr respektiert? Bekommen sie durch ihr Verhalten eher das Prädikat „Profi-Fotograf“. Ist das allgemeine Bild eines Profifotografen so schräg? Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung.

Stört es mich?

Ganz ehrlich – vor ein paar Jahren war ich ziemlich angepisst! Ich habe es überhaupt nicht zuordnen können. So ein Verhalten meines Gegenüber fand ich oft respektlos. Da konnte ich mich richtig aufregen!

Und heute? Manchmal ja, meistens nein. Da bin ich etwas gelassener geworden. Ich habe viel drüber nachgedacht. Die meisten Menschen machen das nicht mit Absicht, sondern weil sie vielleicht auch nur nett sein wollen. Letztendlich zählt das Ergebnis. Und da habe ich bisher keinen Zweifel mehr erlebt 😉

Habt Ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?

PS: Jetzt habe ich mir auch noch eine kleinere Kamera gekauft! Nikon Z7. Mal schauen, ob das für noch mehr Verwirrung sorgt…

PPS: Das Header-Foto oben ist mit meiner DXOone aufgenommen. Noch kleiner 😉

7 Responses

  1. Ich bin Anfänger, habe aber oft das Gefühl das es eher auf die nachträgliche Bearbeitung ankommt, als auf die gemachte Einstellung an der Kamera und der Perspektive. Ich finde den Beitrag klasse.

    1. Hi Thorsten,

      danke für die Blumen 😉 Die Nachbearbeitung macht es auch nicht wirklich aus. Vielmehr ist es der Blick fürs Motiv und die Fähigkeit, das Bild vor dem berühmten inneren Auge aufs Foto zu bekommen. Denn wenn Du Dir darüber im Klaren bist, findest Du auch die richtige Einstellung an der Kamera, die richtige Perspektive und die richtige Nachbearbeitung. ?

  2. Fotografieren ist Gefühl, Kunst und Können zu gleich. Die Ausrüstung spielt in so fern eine Rolle, welche Schublade der Fotografie man aufmacht (bevorzugt ). Man muß sich immer mal wieder fragen, “Wo bin ich – Wo will ich hin – Was hab ich an Ausrüstung – Was braucht man wirklich um weiter zu kommen”.
    Danach verfahre ich. Wenn ich an meinen fotografischen Ergebnissen zweifle, dann denke zuerst an das Fachwissen.
    Je mehr man am PC Nachbearbeiten muss (bei normalen Fotos), desto weniger hat man vor dem Foto die Einstellungen bedacht.
    Ich bin deswegen Mitglied in der “Fotocommunity”um von anderen zu lernen und auch Kritik zu bekommen.

    VG Werner

    1. Hallo Werner,
      sehr schön formuliert, danke! Natürlich kann man sich über das Equipment andere Dimensionen der Fotografie eröffnen. Aber wie Du schon schreibst, es ist immer eine Frage, wohin mal will und was man auf ein Foto abbilden möchte. Und je mehr man bei der Aufnahme richtig macht, desto weniger muss ich hinterher bearbeiten. Bin da voll bei Dir!

      Sonnige Grüße

  3. Du bist einer der besten Fotografen, die ich kenne! Lass Dich nie beirren, was andere sagen oder gar ärgern. Sie werden die Kunst dahinter nie verstehen. Deine Bilder haben Gefühl und Seele. Ich schaue sie mir gern an, lasse mich von der Magie gefangen nehmen. Neben wunderschönen Naturfotos liebe ich Deine Bilder von Menschen. Sie fangen so genial den Augenblick ein, mit einer Dynamik und Blickwinkel, als ob man fast dabei gewesen ist.

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